Eklipse, das sind: Miss E. (Violine), Scarlett (Violine), Viola (Bratsche) und Helena (Cello). Die vier Damen mögen es gerne rätselhaft und geheimnisvoll. So überrascht es nicht, dass es über die Hintergründe des deutschen Streicherquartetts wenig zu erfahren gibt. Einige der Musikerinnen haben an Hochschulen studiert, andere haben sich im Alleingang die Finger blutig geübt. Zusammengefunden haben sie im fernen St. Petersburg auf dem White-Nights-Festival. Es scheint, eine Art von Seelenverwandtschaft habe die Protagonistinnen dort zusammengeführt, denn obwohl sie sich nicht kannten, bemerkten sie auf Anhieb eine unbeschreibliche Verbindung und spürten, dass sie gemeinsam etwas Besonderes auf die Beine stellen können. Bezüglich weiterer Details schweigt man – Informationen über Herkunft, Privates und Werdegang bleiben bewusst im Verborgenen. Ebenso die bürgerlichen Namen.
Was Eklipse stattdessen auszeichnet, ist die Magie ihrer Musik. Und diese spricht für sich. Gleichsam sinnlich, fragil, zart und betörend klingen die Interpretationen weltbekannter Hits von Linkin Park, David Bowie oder Kate Bush. Mit zwei Violinen, einer Bratsche und einem Cello erschaffen sie große Gefühle im kammermusikalischen Kleid, vermitteln Sehnsucht, Romantik und Begierde. Musik – bei Eklipse eine universelle Sprache jenseits der Worte. Doch die musikalische Perfektion hat ihren Preis. Während die Ladies einerseits den Exzess, die Ekstase und das Gefühl von Freiheit im großstädtischen Nachtleben lieben, sind sie andererseits ehrgeizig genug, um tagsüber stundenlang Partituren einzustudieren. Und das hört man. Wie von Zauberhand gleiten die Finger über die Saiten, vereinen sich mit den Instrumenten und erschaffen ein Sprungbrett für des Rezipienten Fantasie: Stücke wie "Clocks" (Coldplay), "Home" (Depeche Mode) oder "Wonderful Life" (Hurts) sind voller Melancholie und klingen schwelgerisch und verträumt. "New Moon Theme" und "Mumbai Theme" sind mystische Soundtrack-Motive, die das interne Kopfkino in Gang setzen. In dem lebhaften Lady-Gaga-Cover "Paparazzi" kommt die optimistische Seite von Eklipse zum Ausdruck, wohingegen "Cry Me A River" (Justin Timberlake) als ideale Begleitmusik für die Heimfahrt nach einer langen leidenschaftlichen Partynacht funktioniert.
Doch bei vier solch attraktiven Musikerinnen sind unweigerlich auch Äußerlichkeiten von Bedeutung – und Eklipse machen keinen Hehl daraus, dass Musik und Style gleichsam wichtig für sie sind. Erotik und Sexappeal gehen Hand in Hand mit einer gewissen Strenge und Unnahbarkeit. Man kombiniert die Alles-ist-erlaubt-Haltung moderner Popmusik mit der Eleganz der Klassik und erschafft etwas Neues, das es so noch nicht gab. Dass Eklipse sich gerne mit Augenbinden zeigen, ist indes mehr als ein modisches Accessoire – eher schon ein Symbol für die enorme Konzentrationen, die für diese Art Musik nötig ist, sowie für das Versinken im bloßen Klang. Gedeutet wurde es auch schon als Bekenntnis zur Fetisch-Szene. Fragt man die Damen danach, streiten sie es nicht ab, lächeln vielversprechend und üben sich in Schweigen – natürlich.
Ihr Debütalbum hört auf den Titel "A Night In Strings" und wurde mit verschiedenen Produzenten im Ruhrgebiet und Berlin aufgenommen. Es enthält zehn Instrumental-Stücke, die das Leben bedeuten, in ungehörten leidenschaftlichen Arrangements – liebevoll konzipiert und detailvoll arrangiert. Ob Eklipse auch in Zukunft ausschließlich Coverversionen spielen und auf Gesang verzichten werden, mag sich manch einer fragen. Die Antwort weiß derzeit nicht einmal die Band, denn was zählt, ist der Moment. Man habe es sehr genossen, in die Tiefe dieser Stücke einzutauchen und mit ganz persönlichen neuen Versionen wieder aufzutauchen – dies gelte es erst einmal auszukosten, bevor man sich Gedanken über die Zukunft mache. Und angesichts des beachtlichen Könnens, des sexy Auftretens und der großen Disziplin der vier Künstlerinnen scheint die Zukunft äußerst vielversprechend – so oder so.